Wie und warum Eltern durch Leihmutterschaft werden?

durch Babygest Staff
Aktualisiert am 26/05/2020

Wunscheltern, Bestelleltern oder im englischen auch IP's genannt sind Personen, die auf die Leihmutterschaft zurückgreifen, um Kinder bekommen zu können. In den meisten Fällen können sie nicht auf andere Art und Weise Eltern werden und daher stellt die Leihmutterschaft für sie die letzte Lösung dar.

In der Tat ist die Leihmutterschaft eine komplexe und kostspielige Methode in der Reproduktionsmedizin. Es braucht dazu die Mithilfe einer Frau, der Leihmutter, die bereit ist, das Baby einer anderen Person auszutragen. Deshalb ist es wichtig, dass sich Wunscheltern richtig vorbereiten.

Im Anschluss finden Sie ein Inhaltsverzeichnis mit allen Punkten, die wir in diesem Artikel behandeln.

Wer kann auf Leihmutterschaft zurückgreifen?

Die Leihmutterschaft ist eine Methode, die, kombiniert mit den Techniken der assistierten Reproduktion, jedem den Wunsch nach einer Familie ermöglicht.

Jeder kann, unabhängig seines Familienstandes (alleinstehend, verheiratet, geschieden, verwitwet) oder seiner sexuellen Orientierung Kinder mit einer Leihmutterschaft bekommen.

So können die Menschen, die auf diese Reproduktionstechnik zurückgreifen können, in fünf verschiedene Profile unterteilt werden:

  • Heterosexuelle Paare
  • Schwule Paare
  • Lesbische Paare
  • Alleinstehende Frauen
  • Alleinstehende Männer

Diese Personen können ab dem Zeitpunkt an dem sie Eltern werden in verschiedene Familienmodelle eingeteilt werden:

  • Traditionelle Familien
  • Gleichgeschlechtliche Familien
  • Familien mit einem Elternteil

Im nächsten Abschnitt erklären wir Ihnen, weshalb die Leihmutterschaft je nach Umstände für jedes Familienmodell interessant sein könnte.

Heterosexuelle Paare oder traditionelle Familien

Es herrscht im Allgemeinen die Ansicht, dass sich ausschließlich Schwule für die Leihmutterschaft interessieren. Das ist jedoch nicht der Fall.

Die größte Nachfrage nach Leihmutterschaft kommt von heterosexuellen Paaren mit Fruchtbarkeitsproblemen.

Tatsächlich akzeptieren einige Länder nur heterosexuelle Familien mit medizinischer Indikation, wie dies in der Ukraine und in Georgien der Fall ist.

Dies gilt auch für Länder wie Thailand oder Indien seit den Gesetzesreformen, die diese beiden Länder durchgeführt haben. Thailand und Indien haben Leihmutterschaftsverfahren für Ausländer verboten und kommen daher für deutsche Wunscheltern nicht in Frage.

Gleichgeschlechtliche Paare oder Familien

Wenn wir über homosexuelle Paare sprechen neigen wir dazu, automatisch an männliche Paare zu denken. Dies liegt daran, dass für ein schwules Paar die Leihmutterschaft die einzige Möglichkeit innerhalb der assistierten Reproduktionstechniken ist, ein biologisches Kind zu bekommen.

Männern fehlt die biologische Fähigkeit zur Schwangerschaft, weshalb die Leihmutterschaft mit männlichen homosexuellen Paaren assoziiert wird.

Im Gegensatz zu weiblichen homosexuellen Paaren, welche die Leihmutterschaft nur nutzen, wenn beide gravierende gesundheitliche Probleme haben und somit nicht schwanger werden können.

Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, jedoch möglich und sollte nicht ganz ausgeschlossen werden. Momentan kommen für deutsche lesbische Pärchen nur die USA und Kanada infrage.

Alleinstehende oder Ein-Eltern-Familien

Im Gegensatz zu anderen Ländern haben in Deutschland alleinstehende Frauen Zugang zu Reproduktionsbehandlungen. Dank Samenspenden kann eine alleinstehende Frau Mutter werden, ohne dass sie rechtliche Probleme bekommt. Jedoch ist die Leihmutterschaft in Deutschland verboten.

Deshalb können alleinstehende Frauen, die eine Leihmutterschaft im Ausland durchführen wollen, Probleme bekommen.

Für eine alleinstehende Frau ist ein gültiges Gerichtsurteil im Ausland notwendig, damit die Elternschaft in Deutschland anerkannt wird.

Es gibt Länder wie Russland, die Leihmutterschaft für alleinstehende Frauen erlauben. Da es jedoch kein Gerichtsurteil über die rechtliche Verwandtschaft der Mutter mit dem Kind gibt, wird es nicht möglich sein, eine Anerkennung der Elternschaft zwischen ihr und ihrem Kind zu erhalten.

Im Gegensatz dazu gibt es für alleinstehende Männer keine Möglichkeit in der assistierten Reproduktion, Kinder zu bekommen. Ihre einzige Möglichkeit ist es, ins Ausland zu gehen um eine Leihmutterschaft mithilfe einer Eizellspende durchführen zu lassen.

Auf technischer Ebene befinden sich alleinstehende Männer in derselben Situation wie schwule Paare. Er kann Samen bereitstellen (wenn Fertilitätsprobleme ausgeschlossen sind) um eine genetische Verbindung sicherzustellen.

Ein alleinstehender Mann wird keine Probleme in Deutschland bekommen, wenn er der biologische Vater des Kindes ist.

Jedoch gibt es nur wenige Länder, die den Zugang zu Leihmutterschaft für alleinstehende Männer bereitstellen. Darunter befinden sich momentan nur die USA und Kanada.

Eltern werden durch Leihmutterschaft

Die Leihmutterschaft bringt Wunscheltern in eine eigentümliche Situation, in der sie die Schwangerschaft nicht selbst erleben können.

Dieser Umstand kann zu Frust bei den Wunscheltern führen, da sie selber nicht schwanger sind und auch keine Kontrolle über die Schwangerschaft haben.
Die Leihmutter ist eine eigenständige Person die ihr eigenes Leben führt und gewöhnlicherweise weit weg wohnt. Das kann unter Umständen auch dazu führen, dass die Wunscheltern sich schwer tun, einen Bezug zum Kind herzustellen oder sogar denken könnten, dass das nicht ihr Baby sei.

Die zukünftigen Eltern müssen emotional vorbereitet werden und davon überzeugt sein, den Prozess wirklich durchlaufen zu wollen. Deshalb führen viele Agenturen einen psychologischen Test für die Wunscheltern durch.

Die Leihmutterschaft ist die irreführendste und am schlechtesten informierte Behandlung im Bereich der assistierten Reproduktion. Ein grundlegender Aspekt bei der Auswahl einer Klinik und einer Agentur für eine Leihmutterschaftsbehandlung ist daher Transparenz.

Zu beachtende Faktoren

Im Gegensatz zu dem was man als Außenstehender denken mag, ist die Leihmutterschaft keine Technik, die aus Gründen der Bequemlichkeit gewählt wird, damit man sich somit nicht der Beschwerden bei der Schwangerschaft aussetzen muss. Tatsächlich ist eine Leihmutterschaft selten die erste Wahl.

Für eine Frau ist es fast immer ein Opfer, die Vorstellung einer eigenen Schwangerschaft aufzugeben. Wenn es jedoch keine anderen medizinischen Lösungen gibt, gelingt es einigen Frauen, ihre potenzielle Frustration zu überwinden und lassen sich von der Vorstellung trösten, nach der Geburt ihres Kindes endlich Mutter zu werden.

Andererseits können die mehr oder weniger radikalen Standpunkte bei der Debatte zur Leihmutterschaft die zukünftigen Eltern einschüchtern. Aus Angst vor der Diskriminierung, die ihre Kinder erleiden könnten, entscheiden sie sich nicht für diese Behandlung.

Die Medienberichterstattung über die Leihmutterschaft könnte jedoch dazu beitragen, die Situation der durch diese Methode geborenen Kinder zu normalisieren. Die Presse berichtet, dass immer mehr Prominente mit dieser Methode Kinder bekommen.

Einen Leihmutterschaftsvertrag unterzeichnen

Es gibt zwei Möglichkeiten, um mit Leihmutterschaft Eltern zu werden:

durch einen Geschäftsvertrag
Die Leihmutter bekommt für die gelegentlichen Unannehmlichkeiten und die potentiellen Risiken eine finanzielle Entschädigung.
durch einen altruistischen Vertrag
Die Leihmutter erhält keine finanzielle Entschädigung, es werden nur die für die Schwangerschaft anfallenden Kosten durch die Wunscheltern gedeckt.

Wer sich für eine Leihmutterschaft entscheidet, sollte sich zuerst über die rechtlichen Bedingungen eines Landes informieren, in welchem die Leihmutterschaft durchgeführt werden soll.

Dadurch, dass eine Leihmutter mit einbezogen wird, gestaltet sich die Entscheidungsfindung komplizierter. Alle Aspekte einer Schwangerschaft müssen somit genau durchdacht und geplant werden:

  • Ärztliche Untersuchung
  • Tägliche Routine in jeder Schwangerschaftsphase (zum Beispiel Ernährung und körperliche Betätigung)

Diese Gründe sprechen für einen Leihmuttervertrag. Der Vertrag hilft sowohl bei der Einhaltung der Vertragsbedingungen als auch bei der Entscheidungsfindung aller wichtigen Angelegenheiten.

Wie läuft der Prozess ab?

Der Leihmutterschaftsvertrag in Deutschland ist unwirksam. Laut Embryonenschutzgesetz von 1991 ist Leihmutterschaft verboten. Demnach ist die leibliche Mutter diejenige, die das Kind geboren hat. Deshalb ist es verboten in Deutschland diese Methode durchzuführen.

Die Wunscheltern müssen sich ans Ausland wenden und sich informieren, welches Land die Leihmutterschaft erlaubt. Dabei ist es wichtig, dass sich die zukünftigen Eltern über die rechtliche Situation des jeweiligen Landes informieren damit bei der Anerkennung der Elternschaft in Deutschland keine Probleme auftreten.

Die Vorgehensweise bei einer Leihmutterschaft ist wie folgt:

  • Land nach Gesetzgebung und der persönlichen Situation der Wunscheltern auswählen
  • Dienstleistungen von notwendigen Experten in Anspruch nehmen
  • Leihmutter auswählen
  • Vertrag zur Leihmutterschaft unterzeichnen und alle notwendigen rechtlichen Dokumente vorbereiten
  • IVF und Embryotransfer an der Leihmutter durchführen
  • die rechtliche Anerkennung der Elternschaft erhalten, sowohl im Geburtsland als auch in Deutschland

Ab wann wird man Eltern?

Ab dem Zeitpunkt, an dem man sich entschließt, ein Kind zu bekommen und den Leihmutterschaftsprozess beginnt, der mit der Geburt des Kindes aufhört. Daher der Ausdruck Wunscheltern.

Aus emotionaler Sicht fühlen sich die meisten bereits als Eltern ab dem Zeitpunkt der im Labor durchgeführten Empfängnis durch die in vitro-Fertilisation.

Aus rechtlicher Sicht hängt der Zeitpunkt, an dem die Wunscheltern zu rechtlichen Eltern werden, vom Land ab in welchem die Behandlung durchgeführt wurde.

Die Eintragung des Kindes in Deutschland erfolgt immer nach der Geburt.

In den USA, Kanada und Griechenland erfolgt die Anerkennung durch ein Gerichtsurteil:

  • Vor dem Embryotransfer wird eine Gerichtsverhandlung abgehalten. In einigen Ländern findet sie während der Schwangerschaft der Leihmutter statt oder nach der Geburt.
  • Entweder bereits vor oder nach der Geburt bekommen die Wunscheltern ein Gerichtsurteil, das ihnen die Elternschaft anerkennt.
  • In Deutschland kann mithilfe des Gerichtsurteils die Elternschaft anerkannt werden, wenn eines der Wunscheltern genetisch mit dem Kind verwandt ist.

In Russland, der Ukraine und Georgien finden keine rechtlichen Schritte statt, der Verlauf ist rein verwaltungstechnisch.

  • Bei der Geburt erhalten die Wunscheltern vom Standesamt eine Geburtsurkunde und die Verzichtserklärung der Leihmutter.
  • Falls die Leihmutter verheiratet ist, muss ihr Ehemann bezeugen, nicht der Vater des Kindes zu sein.
  • In Deutschland muss der Wunschvater sich die Vaterschaft anerkennen lassen. Voraussetzung ist, dass dieser den Samen gespendet hat und somit genetisch mit dem Kind verwandt ist.
  • Die Wunschmutter muss das Kind adoptieren, da laut deutschem Recht die Leihmutter die leibliche Mutter ist und die ukrainische Geburtsurkunde mit Eintragung der Wunschmutter als leibliche Mutter nicht anerkannt wird.

Fragen die Nutzer stellten

Wann braucht man eine Leihmutterschaft?

durch Natalia Alvarez (projektmanagerin von babygest).

Wenn eine Unfähigkeit zur Schwangerschaft vorliegt, sei es biologisch bedingt (alleinstehende Männer und schwule Paare) oder aufgrund von Fertilitätsproblemen die die Schwangerschaft behindern oder das Leben der Mutter oder des Kindes gefährden.

Können schwule Paare Eltern mithilfe von Leihmutterschaft werden?

durch Natalia Alvarez (projektmanagerin von babygest).

Schwule Paare können selbstverständlich biologische Kinder durch Leihmutterschaft bekommen- jedoch nur in einem Land das dies erlaubt. In vielen Ländern sind homosexuelle Paare ausgeschlossen. Das ist jedoch in Kanada und in einigen US-Bundesstaaten nicht der Fall.

Kann eine alleinstehende Frau durch Leihmutterschaft Mutter werden?

durch Natalia Alvarez (projektmanagerin von babygest).

Eine alleinstehende Frau kann Mutter werden, jedoch nur in einem Land das Leihmutterschaft für alle Familienmodelle erlaubt. Momentan kann eine Frau ohne Partner (männlich oder weiblich) die Leihmutterschaft in einige US-Bundesstaaten durchführen lassen, in Kanada, Griechenland oder Russland. Jedoch braucht sie für die Heimreise mit dem Kind ein gültiges Gerichtsurteil damit die Mutterschaft anerkannt wird. Daher fällt Russland schon einmal weg.

Kann die Leihmutter die Mutterschaft für sich beanspruchen?

durch Natalia Alvarez (projektmanagerin von babygest).

Das kommt auf die rechtlichen Bestimmungen des Landes ab, in dem die Leihmutterschaft durchgeführt wird. So ist in Russland die Zustimmung der Leihmutter notwendig, damit die Eltern das Kind adoptieren können. Wenn dies nicht der Fall ist, ist sie die rechtliche Mutter des Kindes. In der Ukraine jedoch werden die Wunscheltern sofort zu den rechtlichen Eltern ab dem Zeitpunkt des Embryotransfers.

Wenn die Kindschaft durch Gerichtsbeschluss festgestellt wird, obliegt die Entscheidung dem Gericht, wie sie das Verhältnis zwischen den Eltern und dem Baby festlegt. Das kann je nach Land vor oder nach der Geburt sein; die Leihmutter hat jedoch ab dem Zeitpunkt des Gerichtsurteils keine Rechte oder Pflichten mehr.

Was kostet ein Kind durch Leihmutterschaft?

durch Natalia Alvarez (projektmanagerin von babygest).

Die Kosten hängen von mehreren Faktoren ab. Am entscheidendsten ist das gewählte Land (oder der Staat innerhalb eines Landes). In den Vereinigten Staaten zum Beispiel ist das Verfahren im Vergleich zu Griechenland, der Ukraine, Russland oder Georgien teurer. Andererseits kann der Preis je nach medizinischem Verfahren stark variieren, z.B. wenn Spendereier oder eine genetische Präimplantationsdiagnose erforderlich sind.

Was veranlasst Paare dazu, ein Kind mithilfe einer Leihmutterschaft zu bekommen?

durch Cristina Mestre (embriologin).

Was treibt ein Paar dazu, ein Kind zu bekommen? Die Antwort auf beide Fragen ist genau die gleiche. Der Mensch lebt in der Gesellschaft und wie andere Lebewesen werden wir geboren, wachsen wir, pflanzen uns fort und sterben.

Es gibt Menschen, die sich entscheiden keine Kinder zu bekommen, was respektiert werden muss. Bei anderen Menschen jedoch ist der natürliche Instikt stärker.

Auf der einen Seite wird Leihmutterschaft aus medizinischen Gründen eingesetzt. Dies ist bei Frauen der Fall, die nicht schwanger werden können aufgrund einer Krankheit, weil sie eine Fehlbildung in der Gebärmutter haben oder weil diese direkt fehlt.

Auf der anderen Seite gibt es noch homo- oder monoparentale männliche Familienmodelle, d.h. ein schwules Paar oder ein alleinstehender Mann, welche sich aus offensichtlichen Gründen nicht reproduzieren können.

Für Sie empfohlen

Heutzutage wird die gestationelle Leihmutterschaft empfohlen. In diesem Verfahren wird der Embryo durch die Eizellen der Wunschmutter oder einer Spenderin geschaffen. Im Gegensatz dazu wird von der traditionellen Leihmutterschaft abgeraten, da die Leihmutter ihre Eizellen einbringt und so zur genetischen Mutter des Kindes wird. In diesem Artikel finden Sie mehr Infos zu den verschiedenen Arten der Leihmutterschaft: Verschiedene Arten in der Leihmutterschaft

Wenn sich jemand zur Leihmutterschaft entscheidet, empfehlen wir, sich gut über den Verlauf zu informieren, der im folgenden Artikel beschrieben wird: Schritt für Schritt zur Leihmutterschaft.

Leihmutterschaft wird oft mit der Adoption gleichgestellt. Jedoch hat das eine nichts mit dem anderen zutun. Hier lesen Sie die Unterschiede: Leihmutterschaft und Adoption.

Wenn Sie eine Leihmutterschaft in Betracht ziehen, aber immer noch nicht ganz sicher sind, ob Sie sich mit dem Gedanken anfreunden sollen, Vater oder Mutter durch Leihmutterschaft zu werden, empfehlen wir Ihnen diesen Artikel: Erfahrungsberichte in der Leihmutterschaft

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Literaturverzeichnis