Leihmutterschaft oder Adoption: Was sind die Unterschiede?

durch Babygest Staff
Aktualisiert am 26/11/2019

Viele unter den Kinderlosen kennen es: Sagt man einem Freund oder Familienmitglied, dass man keine Kinder bekommen kann, lautet die sofortige Frage: "Wieso adoptiert ihr nicht?" Für viele ist die Adoption DIE Lösung bei Paaren, die keine Kinder auf natürlichem Wege bekommen können. Eine Adoption dient jedoch dazu, um Kinder zu schützen, die ohne Familie aufwachsen. Ihnen wird dabei Erziehung, Stabilität und vor allem Liebe geboten.

Das Lebensziel vieler Personen ist die Fortpflanzung. Der Mensch ist ein soziales Wesen, das in einer Familiengemeinschaft lebt und für den die Genetik nach wie vor eine wichtige Rolle spielt. In diesem Sinne ist Leihmutterschaft eine Alternative für Familien, die selbst keine eigenen Kinder bekommen können und trotzdem die Möglichkeit haben, leibliche Kinder zu bekommen.

Wir haben diesen Artikel verfasst, um die Unterschiede und die jeweiligen Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren aufzuzeigen.

Die Adoption Schritt für Schritt

Heute ist die Adoption ein ziemlich langwieriger Prozess, da die Zahl der Adoptivkinder weltweit abnimmt. Viele Länder haben kein Adoptionsabkommen mit Deutschland, so dass es nicht so einfach ist, ein Kind im Ausland zu adoptieren.

Der Adoptionsprozess selbst kann im Durchschnitt zwischen 2 und 9 Jahren dauern, je nachdem, ob eine inländische oder eine ausländische Adoption gewählt wird. Zuammengefasst sind dies die einzelnen Phasen in einem Adoptionsverfahren:

  1. Einreichung der Bewerbungsunterlagen
  2. Eignungsprüfung
  3. Unterlagen einreichen und auf Antwort warten
  4. Reise in das Herkunftsland (Bei Auslandsadoption)
  5. Rückreise mit Minderjährigem
  6. Überprüfung des Kindeswohls im neuen Zuhause
  7. Genehmigung durch den Richter
  8. Standesamt (Eintragung und Änderung des Nachnamens)

Es handelt sich zwar um einen langwierigen Prozess, hat aber den Vorteil, dass die Adoption durch die deutsche Gesetzgebung geregelt ist, was das Verfahren aus rechtlicher Sicht erleichtert.

Die Leihmutterschaft Schritt für Schritt

Leihmutterschaft ist eine Technik, bei der sich ein oder zwei Menschen entscheiden, ein Kind zu bekommen. Es gibt Ihnen die Möglichkeit, ein Kind auf die Welt zu bringen und den Alltag einer Schwangerschaft mitzuerleben. Sie beginnen eine Kinderwunschbehandlung, bei der sie, wenn möglich, ihre eigenen Gameten spenden um einen Embryo zu erzeugen, der wiederum von einer Frau ausgetragen wird, die ihre Fähigkeit zur Schwangerschaft zur Verfügung stellt.

Die Vorfreude auf den Embryotransfer, die Unsicherheit während des Beta-HCG-Tests, der positive Schwangerschaftstest, alle Ultraschalluntersuchungen, die Bekanntgabe des Geschlechts, die ersehnte Geburt... Kurz gesagt, eine Schwangerschaft durch Leihmutterschaft ist fast genauso als wäre man selbst schwanger.

Das Embryonenschutzgesetz von 1991 verbietet die Leihmutterschaft in Deutschland, weshalb ein Leihmutterschaftsvertrag im deutschen Recht sittenwidrig ist. In den Ländern Schweiz und Österreich ist eine Leihmutterschaft ebenfalls illegal. Das bedeutet zwangsläufig, dass deutschsprachige Wunscheltern ins Ausland reisen müssen, um mit dieser Technik Eltern zu werden. Werfen wir einen Blick auf die nötigen Schritte:

  1. Land auswählen
  2. Agentur, Anwälte und Kinderwunschklinik auswählen
  3. Leihmutter auswählen
  4. Vertragsunterzeichnung und andere rechtliche Formalitäten
  5. IVF-Zyklus und Embryotransfer
  6. Schwangerschaftskontrolle
  7. Heimreise nach der Geburt
  8. Eintragung in das Standesamt

Der Prozess in der Leihmutterschaft kann sich in die Länge ziehen: Erstens hängt es davon ab, wie lange es dauert die passende Leihmutter zu finden, dann müssen rechtliche Formalitäten eingehalten werden, man muss abwarten, wann sich bei der Leihmutter eine Schwangerschaft einstellt, darüberhinaus müssen die Bedingungen des jeweiligen Landes eingehalten werden (Gerichtsbeschlüsse, Vaterschaftsanerkennungsverfahren, nur altruistische Methode etc). Diese und viele andere Faktoren sorgen dafür, dass der Prozess 12 Monate oder länger dauern kann.

Leihmutterschaft oder Adoption: Vor- und Nachteile

Der Große Unterschied zwischen zwischen Adoption und Leihmutterschaft liegt in der Fortpflanzung. Wer sich ein Kind wünscht, möchte seine Gene weitergeben, das heißt sich fortpflanzen. Kommt ein Baby auf die Welt, wird sofort nach Ähnlichkeiten zu den Eltern oder Großeltern gesucht. Die große Frage ist demnach auch, wem das Baby charakterlich am nächsten kommen wird.

Wird ein Kind dagegen adoptiert, hat es seine Wesenszüge und das Aussehen bereits erworben- man bekommt in diesem Falle was man sieht. Von der ersten Minute des Lebens stehen bereits das Aussehen und bis zu einem gewissen Grad die Charaktereigenschaften fest, die das Baby haben wird.

Personen, die sich normalerweise zwischen einem Leihmutterschaft oder einer Adoption entscheiden müssen, sind heterosexuelle Paare mit einer Unfähigkeit zur Schwangerschaft, männliche homosexuelle Paare und alleinstehende Männer. Beide Methoden stellen je nach Fall sinnvolle Optionen dar.

Bevor eine Entscheidung getroffen wird, sollten die Vor- und Nachteile jedes Falles abgewogen werden, um genau zu wissen, mit welchem Prozess man konfrontiert sind, unabhängig von der endgültigen Entscheidung. Einige zu vergleichende Faktoren sind:

Genetische Belastung
die Leihmutterschaft gibt mindestens einem oder beiden Elternteilen die Möglichkeit, ihre genetische Belastung beizutragen, während diese Möglichkeit bei der Adoption ausgeschlossen ist.
Wartezeit
wie bereits erwähnt, beträgt die durchschnittliche Wartezeit für die Adoption derzeit 5 Jahre. Dies ist ein wesentlich längerer Zeitraum als ein Leihmutterschaftsprozess, der, wenn alles gut geht, zwischen 1 und 2 Jahren dauern kann.
Kosten
beide sind aus wirtschaftlicher Sicht kostspielige Prozesse, so dass wir in diesem Sinne keine Vorteile gegenüber dem anderen finden.
Rechtliche Aspekte
in beiden Fällen müssen zahlreiche Formalitäten erledigt werden und die Einbeziehung von Rechtsanwälten und Rechtsberatern ist notwendig. Da ein großer Teil von der Agentur verwaltet wird, kann die Leihmutterschaft weniger aufwendig sein.
Auswahl
bei der Leihmutterschaft, obwohl vom Land abhängig, haben die Eltern das letzte Wort bei der Auswahl einer Leihmutter, und sie wiederum wählt auch, für welche Eltern sie schwanger werden will. Es handelt sich um einen zweiseitigen Prozess, was bei der Adoption normalerweise nicht der Fall ist.
Begleitung
Wunscheltern können die Leihmutterschaft vom Beginn bis zum Zeitpunkt der Geburt verfolgen, während der Prozess bei der Adoption viel unpersönlicher ist.

Ein Vorteil der Adoption gegenüber der Leihmutterschaft ist, dass sie in Deutschland legal ist, was bedeutet, dass Eltern keine Probleme haben werden, ihr Kind beim Standesamt anzumelden und die rechtlichen Eltern des Kindes zu werden.

Im zweiten Fall hängen die Möglichkeiten davon ab, ob die Vaterschaft durch Adoption oder durch Gerichtsurteil erlangt wird. Wie die Lage in den verschiedenen Ländern ist, erfahren Sie hier: Leihmutterschaft weltweit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Leihmutterschaft und Adoption nichts miteinander zu tun haben. Die erste ist eine medizinische Technik, die es einer Person oder einem Paar ermöglicht, ein Kind zu bekommen, und die zweite ist ein Akt der Solidarität, durch den eine Person oder ein Paar einem Kind ein Zuhause bietet.

Regenbogenfamilien und schwule Paare

Die neuen Familienmodelle, die in der Gesellschaft entstanden sind, wurden nicht nur durch verschiedene assistierte Reproduktionsbehandlungen wie Ei- und Samenspende oder Leihmutterschaft ermöglicht, sondern auch durch Adoption.

Heterosexuelle Paare mit Fruchtbarkeitsproblemen, die nicht in der Lage sind, sich auf natürliche Weise fortzupflanzen, finden in der Adoption ein Mittel um Eltern zu werden. Auch gleichgeschlechtliche Paare, sowohl weibliche als auch männliche, und alleinstehende Menschen wählen die Adoption, um ihre eigene Familie zu gründen.

Die Adoption in Deutschland durch gleichgeschlechtliche Paare ist seit 2017 erlaubt. Seit 2013 ist die Adoption eines bereits durch einen Partner adoptiertes Kind möglich. Davor hatte der andere Partner nur die Möglichkeit, das „kleine Sorgerecht“ (= eingeschränkt) auszuüben.

Auch wenn das deutsche Recht gleichgeschlechtlichen Paaren die Adoption ermöglicht, haben diese praktisch keine Möglichkeit eine Auslandsadoption durchzuführen: Der Großteil der Länder beschränken die Adoption auf heterosexuelle Ehen.

Aus all diesen Gründen stoßen einige dieser Familien auf Schwierigkeiten bei der Adoption, so dass viele von ihnen diese aufgeben und auf eine andere reproduktive Option wie Leihmutterschaft zurückgreifen.

Fragen die Nutzer stellten

Sind das dieselben Länder bei einer Adoption wie bei einer Leihmutterschaft?

durch Zaira Salvador (embryologin).

Das muss nicht so sein, denn die Gesetze für den einen oder anderen Prozess sind unterschiedlich und hängen von jedem einzelnen Land ab.

Zum Beispiel ist es in Russland möglich, zu adoptieren und eine Leihmutterschaft durchzuführen- jedoch nur für heterosexuelle Paare. Andererseits erlauben China, Vietnam, Indien oder Ungarn (wichtigste Länder für Adoptionen) keine Leihmutterschaft für Ausländer.

Auf der anderen Seite sind die die wichtigsten Länder in der Leihmutterschaft für Deutsche die USA, Kanada, die Ukraine, Griechenland, Georgien sowie Russland.

Mehr dazu erfahren sie hier: Welches Land ist für Deutsche am besten?

Kann ich adoptieren, wenn ich bereits ein Kind habe, das durch Leihmutterschaft geboren wurde?

durch Zaira Salvador (embryologin).

Ja, das ist möglich, auch wenn die Adoptiveltern schon ein Kind haben, das durch Leihmutterschaft geboren wurde. Um adoptieren zu können, müssen die Adoptierenden die Anforderungen der deutschen Gesetzgebung erfüllen und eine Eignungsbestätigung erhalten.

Für Sie empfohlen

In Deutschland ist Leihmutterschaft nicht erlaubt, so dass Sie unbedingt in ein anderes Land reisen müssen, in dem sie erlaubt ist, solange die gesetzlich festgelegten Bedingungen erfüllt sind. Wenn Sie mehr über diese Länder wissen möchten, Klicken Sie hier: Wo ist eine Leihmutterschaft möglich?

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Literaturverzeichnis

https://de.wikipedia.org/wiki/Regenbogenfamilie#Rechtliche_Lage_der_Adoption_durch_gleichgeschlechtliche_Paare

Fragen die Nutzer stellten: 'Sind das dieselben Länder bei einer Adoption wie bei einer Leihmutterschaft?' Und 'Kann ich adoptieren, wenn ich bereits ein Kind habe, das durch Leihmutterschaft geboren wurde?'.