Geschlechtsselektion: Kann ich in Deutschland das Geschlecht aussuchen?

durch (embryologin), (gynäkologe) Und (babygest staff).
Aktualisiert am 24/10/2019

In unserer Gesellschaft wird es als normal angesehen, wenn man beim Kinderwunsch bestimmte Vorlieben für ein Geschlecht hat. Erst jetzt ermöglicht die moderne Reproduktionsmedizin mithilfe neuer Methoden die Möglichkeit, das Geschlecht zu bestimmen. Aus diesem Grund möchten immer mehr Paare das Geschlecht ihres zukünftigen Babys aussuchen können.

Nicht alle Länder befürworten die Geschlechtsselektion nur aus "Lifestyle-Gründen" und nicht zu therapeutischen Zwecken. Deshalb reisen viele Wunscheltern ins Ausland, dessen Rechtslage diese Möglichkeit erlaubt.

Gentest zu therapeutischen Zwecken

In Deutschland ist die Trennung menschlicher Spermien nicht zugelassen. Die Auswahl des Geschlechts ist demnach in hierzulande verboten, weswegen auch vor der 12. Schwangerschaftswoche das Geschlecht des Kindes nicht bekannt gegeben wird, bis die Frist zum Schwangerschaftsabbruch abgelaufen ist.

In Deutschland ist die PID nur unter strengen Voraussetzungen zulässig, wie zum Beispiel bei schweren Erbkrankheiten. In der Regel sind es Männer, die an geschlechtsspezifische Krankheiten wie Hämophilie oder Farbenblindheit leiden, weshalb weibliche Embryonen ausgewählt werden, um die Entstehung der Krankheit zu verhindern.

In Russland, Kanada oder Großbritannien wird Geschlechtsselektion nur zu medizinischen Zwecken zugelassen. Die Geschlechterauswahl ist somit zu nicht-therapeutischen Zwecken nicht erlaubt.

Im Gegensatz dazu gibt es Länder wie die Vereinigten Staaten, Mexiko, Jordanien, Nigeria, Panama, Thailand und Indien, welche die Auswahl des Geschlechts für nicht-therapeutische Zwecke erlauben, d.h. die Eltern können sich nach ihren Vorlieben das Geschlecht ihres Babys aussuchen.

Geschlechtsselektion (Sex Selection) in den USA

Aufgrund ihrer umfangreichen Erfahrung und rechtlichen Garantien sind die USA eines der führenden Ländern im Bereich der Leihmutterschaft. Sowohl bei der klassischen IVF als auch bei der Leihmutterschaft ist die Geschlechtsselektion der Embryonen zugelassen.

Das amerikanische Recht gesteht den Eltern zu, die Möglichkeit zu bekommen, die Erziehung von beiden Geschlechtern mitzuerleben.

Daten aus einer US-Studie zur Geschlechterauswahl zeigen Folgendes:

  • 26,6% möchten ein „Geschlechterpaar" und 73,3% hatten bereits zwei oder mehr Kinder
  • Von den Paaren, die das Geschlecht auswählen, bevorzugen 48,4 Prozent Mädchen und 51,6 Prozent Jungen.

Unter westlichen Paaren herrscht ein ausgewogenes Verhältnis bei der Geschlechterauswahl; was jedoch nicht bei Paaren aus China und Indien der Fall ist, die lieber das männliche Geschlecht wählen.

Fast 50% der in den Vereinigten Staaten durchgeführten PID-Behandlungen (eine Technik, die eine genetische Analyse des Embryos ermöglicht) zielen nur darauf ab, das Geschlecht des Babys zu bestimmen und nicht vorhandene genetische Anomalien zu erkennen.

Die Leihmutterschaft ist die Behandlung der künstlichen Befruchtung, die die meisten Täuschungen und Zweifel hervorruft. Aus diesem Grund ist es wichtig, eine eine Klinik und eine Agentur
zu wählen, die Transparenz vermittelt und Täuschungen vermeidet.

Wie wählt man das Geschlecht von Embryonen aus?

Es gibt zwei Methoden, die es ermöglichen, das Geschlecht des zukünftigen Babys vor dem Transfer und der anschließenden Implantation des Embryos zu bestimmen, und eine davon sogar schon vor der eigentlichen Befruchtung.

Präimplantationsdiagnostik

Die PID besteht darin, dem Embryo vor dem Transfer eine Zelle zu entnehmen und seine Chromosomen zu analysieren, damit wir das Geschlecht des Embryos bestimmen können. Dies ist die Technik, die zu therapeutischen Zwecken angewendet wird. Die Diagnosesicherheit liegt bei nahezu 100%.

Sperm Sorting

Der englische Begriff sperm sorting oder MicroSort) steht für eine Technik, die Spermien nach Gewicht und Größe trennt. Die Spermien mit genetischer Ausstattung X haben 2% mehr DNA und sind größer im Vergleich zu den Spermien mit Chromosom Y.

Sobald die Spermien getrennt sind, werden für die In-vitro-Fertilisation nur diejenigen verwendet, die das Chromosom des Geschlechts besitzen, das wir uns wünschen; X wenn wir ein Mädchen und Y wenn wir einen Jungen möchten.

Daher ist die Zuverlässigkeit des Ergebnisses nicht ganz 100%ig. Tatsächlich liegt laut einer US-Studie der Erfolg bei 90%, wenn das weibliche Geschlecht gewünscht wird und bei einem Jungen bei 73%.

Fragen die Nutzer stellten

Wie wird eine IVF mit Geschlechterauswahl gemacht?

durch Dr. Joel G. Brasch (gynäkologe).

Die PID wird während der Blastozystenbiopsie durchgeführt wobei einige Zellen ans Genlabor geschickt werden und der euploide Embryo, d.h. ein Embryo mit 46 Chromosomen, übertragen wird.

Die Patientin weiß das Geschlecht des Embryos und kann sich nach Belieben einen Embryo des einen oder anderen Geschlechts übertragen lassen. Die PID macht die Behandlung noch effizienter und es wird dabei nur ein Embryo transferiert.

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Literaturverzeichnis

Autoren und Mitwirkende

 Andrea Rodrigo
Andrea Rodrigo
Embryologin
Abschluss in Biotechnologie von der Polytechnischen Universität Valencia (UPV) mit Master-Abschluss in Biotechnologie der assistierten menschlichen Reproduktion, unterrichtet von der Universität Valencia in Zusammenarbeit mit dem Valencianischen Institut für Unfruchtbarkeit (IVI). Postgraduierte Expertin für medizinische Genetik. Mehr über Andrea Rodrigo
Dr. Joel G. Brasch
Dr. Joel G. Brasch
Gynäkologe
Dr. Joel Brasch ist Arzt und Leiter der 2005 gegründeten Klinik Chicago IVF. Durch die American Board of Obstretics and Gynecology zertifizierter Mediziner mit mehr als 25 jähriger Erfahrung in Kinderwunschbehandlungen und Reproduktionsmedizin. Dr. Brasch ist ebenso Leiter der Abteilung für reproduktive Endokrinologie und Unfruchtbarkeit im Ärztezentrum Mount Sinai. Mehr über Dr. Joel G. Brasch
Auf deutsch angepasst von:
 Romina Packan
Romina Packan
Babygest Staff
Chefredakteurin und Übersetzerin für die englische und deutsche Ausgabe von Babygest. Mehr über Romina Packan

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